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Klimawandel, die Vermüllung der Weltmeere, CO2- und Stickoxidbelastung in den Großstädten, die Problematik fossiler Brennstoffe, Klimaschutz – wohin man blickt, der Problemdruck hinsichtlich unserer Umwelt nimmt stetig zu. Die „Fridays for Future”- und sich anschließende Bewegungen wie „Entrepreneurs for Future“ sorgen für weitere mediale Aufmerksamkeit. Wegducken gilt nicht! Und Politiker, die Absichtserklärungen geben, aber dann nichts umsetzen, geraten in die Kritik der Massen. Denn unsere Gesellschaft ist heute an sehr vielen Stellen mit Problemstellungen konfrontiert, in deren Mittelpunkt Klimawandel und Umweltschutz stehen. Die Bandbreite reicht von Kunststoffverpackungen über elektrifizierte Mobilität oder die Energieversorgung bis hin zu Vermarktungsthemen. Umso wichtiger sind heute grüne Ideen, die neue Wege hin zu einem umweltverträglicheren Leben und nachhaltigerem Wirtschaften aufzeigen. Dadurch entstehen neue Bedarfe, neue Märkte und damit neue Chancen.
Nachhaltigkeit ist in den vergangenen Jahren zu einem zentralen Erfolgsfaktor in der Wirtschaft geworden. Kein größeres Unternehmen kann es sich heute leisten, nicht auf seine Nachhaltigkeit und Ökobilanz zu achten. Mittelfristig werden Unternehmen ausschließlich noch mit nachhaltigen Produkten und Geschäftsmodellen Erfolge erzielen. Denn die Folgen des Klimawandels werden unsere Gesellschaft sehr viel schneller einholen als viele derzeit glauben. Naturkatastrophen, Ernteausfälle und Migration infolge des Klimawandels werden den Wohlstand der „westlichen Welt“ bedrohen und das Leben der Weltbevölkerung drastisch verändern, drastischer als durch eine Banken- oder Wirtschaftskrise. Es ist vor allem an der Wirtschaft, so zu handeln, dass sie der nachfolgenden Generation eine lebenswerte Zukunft hinterlässt. Ein Konzept wie der „Green New Deal“, also eine ökologische Wende der Industriegesellschaft, wäre ein vielversprechender Weg. Der Begriff leitet sich ab vom New Deal, mit der die Regierung Franklin D. Roosevelts auf die ab 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise reagierte. Die Idee dabei ist, verstärkt Arbeitsplätze in „grünen“ Industrien zu schaffen, wodurch die Wirtschaft angekurbelt, Innovationen gefördert und gleichzeitig der Klimawandel gebremst würde.
Und es tut sich ja auch etwas: Inzwischen sind 16 Prozent aller Neugründungen in Deutschland grün, tragen also zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit bei. Das ist das Ergebnis des neuen „Green Economy Gründungsmonitors 2017“, den das Berliner Borderstep-Institut für nachhaltiges Wirtschaften alle zwei Jahre erhebt. So wurden im Durchschnitt zwischen 2006 und 2014 im Bereich Green Economy jährlich ca. 21.000 Unternehmen gegründet. Das sind über 170.000 grüne Unternehmen mit knapp einer Million neuer Arbeitsplätze. Etwa 40 Prozent der grünen Gründungen haben ihren Schwerpunkt im Bereich Energieeffizienz, doch reicht die Bandbreite von Sharing-Dienstleistungen über energieeffiziente Herstellungsverfahren, nachhaltige Ernährung bis hin zu neuartigen Umwelttechnologien und Dienstleistungen. Der Anteil grüner Gründungen in Deutschland liegt etwa bei 14,7 %. Jahrelang ist er gegen den Trend gewachsen, seit zwei Jahren flacht die Kurve etwas ab. Trotzdem: Gründungen in der Green Economy haben damit einen bedeutenden Anteil an den gesamten Betriebsgründungen in Deutschland.
Voraussetzung für Erfolg in der Green Economy ist die Bereitschaft umzudenken und alle althergebrachten Prozesse infrage zu stellen: Woher kommen die Rohstoffe in meinem Produkt, wie wurden sie transportiert und verarbeitet? Wie lässt sich Energie einsparen oder gar selbst produzieren, wie ein geschlossener Kreislauf herstellen und wie können Mitarbeiter sensibilisiert und geschult werden? Ein solcher Nachhaltigkeitsprozess ist aufwendig und kostet Geld. Doch diese Investition in die Zukunft zahlt sich aus. Neben der Suche nach innovativen neuen Lösungen sind es auch Exnovationen, also die Abschaffung alter Lösungen (z.B. Glühbirnenverbot oder Atomausstieg), die zu umweltverträglicherem Verhalten beitragen.
Klaus Fichter, Professor für Innovationsmanagement und Nachhaltigkeit an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, fordert eine noch engagiertere und gezieltere Gründungsförderung für grüne Start-ups, da „diese als Transformationsmotor für eine Green Economy am Standort Deutschland unverzichtbar sind.“ Um die ökologischen und ökonomischen Potentiale grüner Gründungen mit Blick auf die umweltpolitischen Zielsetzungen, z.B. im Bereich Klimaschutz und nachhaltige Mobilität voll ausschöpfen zu können, sollte daher ein zentrales Ziel sein, die Green Economy in Deutschland und Europa aktiv zu unterstützen, beispielsweise bei Kapitalbeschaffung.
Noch immer basiert Innovationsförderung in Deutschland meist auf rein betriebswirtschaftlichen Kriterien. Doch solche Kriterien reichen heute nicht mehr aus. Fichter fordert deshalb einen Paradigmenwechsel in der staatlichen Innovationsförderung, da Unternehmer nicht immer nur profitorientiert seien, sondern weitere Motive, wie Nachhaltigkeit oder Sozialverträglichkeit verfolgten.
Wir sprechen nicht von Greenwashing
Die Transformation hin zu einem nachhaltigeren, verantwortungsvolleren Handeln ist Verpflichtung unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft gegenüber nachfolgenden Generationen. Dieses muss ernsthaft, glaubwürdig, transparent und konsequent umgesetzt werden, will sie sich nicht als bloßes Greenwashing entpuppen. Umweltverbände, Verbraucherschützer, NGOs und Menschenrechtsorganisationen beobachten heute sehr genau und kritisch das Handeln von Unternehmen. „Tue Gutes und sprich darüber“, diese Formel steht heute unter scharfer Beobachtung: Ist die Tat wirklich gut oder handelt es sich vielmehr um grüne PR-Nebelkerzen? Ein nur grüner Anstrich kann nichts bewirken, er schadet mehr, als er dem Image nutzt.
Schärfere gesetzliche Auflagen bei Umwelt- und Klimaschutz oder im Umgang mit beispielsweise Plastikmüll sind nur eine Frage der Zeit. Die politische Diskussion beschleunigt sich, Abwarten ist keine Option. Wer sich mit seinem Unternehmen schon auf dem richtigen Weg befindet, hat die Nase vorn und kann seine Marktposition festigen.